Türen

Entscheidung

Ungefährlich wirken
oder
gefährlich erscheinen?

Ab wann

sich dem Zweifel ergeben?

looks

Der Referent sieht aus wie Karlsson vom Dach.
Der Gastgeber sieht aus, als hätte er eine neue Freundin.
Ich sehe aus - dem Fenster.

Flüchtig

Die U-Bahn ist überfüllt, wie immer im morgendlichen Berufsverkehr. Eng sitzt man nebeneinander, müde Gesichter, graue Mimik. Die Bahn hät, die Tür geht auf, eine Mutter mit Kind an der Hand und Kind im Kinderwagen steigt ein. Der Sohn, etwa 3 Jahre alt, strebt auf einen soeben frei gewordenen Platz zu und klettert hinauf. Stolz über die erbrachte Leistung streckt er die kurzen Beine aus und stößt dabei mit seinen Kinderschuhen an die Beine des Gegenübers. Gequältes Lächeln des Betroffenen, das Kind macht das ja nicht mit Absicht, aber die Schuhe, sie sind doch sicher schmutzig...das Kind lächelt glücklich zurück. Dreht den Kopf zum Fenster, stützt das Kinn auf die klebrige Gummiabdichtung der Scheibe, presst die Stirn gegen die schmierige Glasscheibe, dreht sich wieder zurück und grinst glückselig in die Runde. Ein Lächeln huscht über die wächsernen Gesichter der Gegenübersitzenden. Verschämt bemerkt man es, blickt sich gegenseitig fast entschuldigend ob soviel positiver Emotion an. Das Kind, nun ja, es weiss noch nicht, dass es eigentlich nichts zu lachen gibt. Schnell kehrt Ruhe ein. Doch da, aus dem Kinderwagen ertönt freudiges Gegluckse. Kleine Finger sind erkennbar, die nach den am Kinderwagengriff befestigten Luftballons greifen, sie nicht erwischen, zurückfallen, von gurgelnden Geräuschen untermalt. Ein neuer Versuch, ein freudiger Laut, ein Luftballon ist erhascht und - löst sich von seiner Befestigung. Ein halblauter Aufschrei der Mutter lässt alle Köpfe aufblicken und dem Lufballon folgen, der vom Fahrtwind unterstützt durch den Wagon tänzelt. Erste Hände greifen ins Leere, dann ist er gefangen, aber nur für Sekundenbruchteile. Eine wilde Jagd geht los, der Ballon, jeder möchte ihn wenigstens berühren, am liebsten fangen. Die nächste Station ist vergessen, wer wagt es schon die Tür zu öffenen, der Ballon könnte entkommen. Schon wird die Bahn langsamer, da gelingt es einem jungen Mann, den Ballon zu greifen. Lachend trägt er ihn unter dem Applaus der Mitreisenden zur Mutter.
Kurz darauf öffnen sich die Türen, Mutter, Ballon und Kinder verschwinden und zurück bleibt ein nicht mehr ganz so flüchtiges Lächeln auf allen Gesichtern.

Sammeltrieb

Wir gehen in der Brandung spazieren. Schon lange haben wir das nicht mehr gemacht. Ziellos immer an der Küstenlinie entlang. Der Blick schweift über das Meer, die endlos heranrollenden Wellen klatschen gegen die nackten Beine mit den hochgekrempelten Hosen. Stundenlang möchte man denken, stundenlang könnte ich hier spazierengehen, frei von jeglichen Gedanken, einfach nur im Wasser planschend.
Beim Blick auf die nassen Füsse sehe ich sie: Eine kleine aber feine Muschel, glänzend im Sand. Ich hebe sie auf, ein Impuls, der dem Menschen wohl ihnnewohnt. Es ist schön, also hebe ich es auf. Dort, einen Schritt weiter, eine ganz andere Muschel, eine große Schnecke, wie sie nur hier im Süden vorkommt. Verdreht und verwinkelt und komplett erhalten, schon halte ich sie in meiner Hand.
Wir ahnen, wie es kommen wird: Die Hände voller Muscheln, jede ein Unikat, jede mit ihrem besonderen Reiz. Dann werden die Hosentaschen gefüllt, Muscheln und Sand, am Abend im Zimmer ausgebreitet und bewundert. Und natürlich eingepackt, irgendwo im Koffer findet sich noch ein Plätzchen. Zu Hause dann erhalten sie noch eine Weilte die Urlaubserinnerungen wach, bis sie allzubald verblasst zu erst in der Schublade und dann leise im Müll verschwinden. Natürlich sollte ich sie gar nicht erst einpacken, nein, gar nicht erst aufheben. Höchstens eine kleine, zur Erinnerung, die Schönste aller Muscheln. Wenn ich mich nur entscheiden könnte....

Sommergewitter

Lang ersehnt ist es endlich da. Plötzlich ändert sich das Licht. Wo eben noch die Sonne schien, wird es dunkel. Die Wolken quellen aus dem blauen Himmel hervor, schieben sich zusammen, eine nach der anderen, stapeln und türmen sich übereinander. Stille wo eben noch Vögel zwitscherten. Der Wind holt tief Luft, einmal, zweimal und bläst eine unglaubliche Sturmböe durch die Bäume. Äste biegen sich, Rosenblüten werden davon geweht und schon fallen die ersten Tropfen. Schwer klatschen sie auf die trockene Erde, rhytmisch prasseln sie auf die Dächer und erreiche ich das rettende Vordach erhellt auch schon das Wetterleuchten den stockfinsteren Himmel. Dem heranrollenden Donner schließe ich die Tür vor der Nase.

Kinderspiele

Sie sind alle erfolgreich. Sonst hätten sie diese Positionen nie erreicht. Sie machen Karriere und geben alles dafür. Sie sehen alt aus, obwohl sie es nicht sind. Sie lächeln nie, und wenn doch, dann sieht es so aus, als würden sie die Zähne blecken. Sie geben sich unnahbar, hart und werden dadurch unglaubwürdig. Was sie wissen. Dieses Wissen macht sie unzufrieden und noch abweisender. Jeder Platz in ihrer Gruppe ist hart umkämpft. Alle müssen das Spiel mitspielen, wie damals auf dem Schulhof. Neue sind unerwünscht, neue gefährden die Alten.
Es ist ein Dschungel dort draussen. Im Dschungel ist jeder dein Feind.
Ich bin neu. Und ich habe einen Vorteil - ich muss ihr Spiel nicht mitspielen. Ich kann lächeln. Ich lächel jeden an, ich orientiere mich nicht an Status oder Aussehen. Ich bin offen und freundlich und

ich verunsichere sie.

Glück?

Damals muss ich meiner Mutter wochenlang in den Ohren gelegen haben. Es war Mitte der 1980er Jahre und ich in der Pubertät. Sonst nicht viel Wert auf mein Äußeres legend, hatte es mir jetzt ein Paar Turnschuhe angetan. Auch wenn zu jener Zeit nicht täglich neue schrille Modelle diverser Firmen auf den Markt kamen, diese hätten auch oder wieder heute Bestand. Aus Leder mit hohem Schaft und zeitgemäß mit schrillen rot-und-lila Mustern überzogen. Dazu natürlich neonfarbene Schnürsenkel. Zu einem Preis, dessen Gegenwert zu jener Zeit unsere vierköpfige Familie über Wochen problemlos ernährt hätte. Diese Summe von meinem Taschengeld zu finanzieren stand gar nicht zur Debatte, so verließ ich mich auf mein diplomatisches Geschick. Damals wie heute für mich eigentlich absolut unverständlich - ich bekam die Schuhe! Es war das erste Paar, dass ich freiwillig mindestens täglich putze und polierte. Ich liebte diese Schuhe und war überzeugt davon, dass ich in ihnen die Welt erobern könnte - wenn ich es nur versuchte. Ich nehme an, ich trug sie, bis sie mir von den Füßen fielen.
Heute kaufe ich mir Objekte meiner Begierde, ohne lange darüber nachzudenken. Ich muss niemanden fragen, zücke eine meiner Kreditkarten und verdränge beim Unterschreiben der Belege, dass der Preis eigentlich unverschämt ist. Entsprechend lange währt meine Freude an ihnen. Manchmal entdecke ich Pullis mit Preisetikett im Kleiderschrank - nie getragen.
Aber eben, als ich in der Dämmerung durch den Park lief und an mir hinunter blickte, überkam mich dieses Gefühl der stillen Freude und des Stolzes. Mit diesen neuen Laufschuhen, die mich noch strahlend weiss durch den Abend anleuchteten, mit ihnen werde ich Rekorde laufen. Ganz gewiss!

Gegensätze

Sie sitzen sich gegenüber in der Straßenbahn, anscheinend auf dem Weg in die Schule.
Die eine: lange braune Haare, die sie offen über der Schulter trägt. Ein knallrosa Rock, Mickey Mouse-Socken und einen neongrünen Rucksack.
Die andere: Ein Kopftuch, einen Sommermantel und eine unauffällige Hose.
Sie scheinen aus unterschiedlichen Welten zu kommen.
Was sie verbindet? Die Kopfhörer ihres iPods, die sie sich schwesterlich teilen, eine im linken, die andere im rechten Ohr. Und gemeinsam mitsummen...

Versuchung

Schon gestern morgen sah ich die beiden. Sie lächelten mich an, im Hausflur. Ich war mir sicher: Die wollen nicht zu mir, nein, sicher zu meinen Nachbarn. Ich nahm mir vor, jeden Gedanken an sie wieder aus meinem Kopf zu verbannen. Und doch reizte es mich, mir auszumalen, was sie wohl tun würden. Sicher würde sie gemeinsam Frühstücken, schließlich war Sonntag. Bei einem Kaffee auf dem Balkon sitzen, nun gut, es ist noch frühlingshaft frisch, vielleicht auch auf dem Sofa, unter einer Decke. In den Tag hineingleiten, ohne Termindruck, endlich einmal Zeit, sich miteinander zu beschäftigen, statt wie sonst nach einem hektischen Schluck Kaffee in den Alltag zu flüchten. Ich war neidisch! Wie gerne hätte ich sie mitgenommen, wenigstens eine von ihnen, aber nein, soetwas tue ich nicht.
Gestern Abend beim späten Nachhausekommen lief mir eine von den beiden wieder über den Weg. Seltsam, dachte ich, seltsam, warum ist sie alleine. Wieso noch immer hier? Hat sie vielleicht keinen gefunden, der mir ihr frühstückt? Wieder stieg dieses Verlangen in mir auf, nur kurz, verstohlen, sie doch hereinzubitten, wer würde es merken? Aber es war Abend, ein gemeinsames Fürhstück irgendwie unpassend. Und ich war müde. Ich ging an ihr vorbei.
Heute morgen öffnete ich verstohlen die Wohnungstür, ließ meinen Blick suchend durch's Treppenhaus gleiten und .... sah sie. Da war sie, wie am Vortag, anscheinend unberührt.
In diesem Moment war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Ich schlich auf Socken hinaus, streckte meine Hand nach ihr aus, griff zu und drückte sie dann an meine Brust.
Jetzt ist sie mein. Wir setzen uns an den Frühstückstisch, ich koche Eier, schließlich ist Feiertag, backe die Brötchen von gestern auf und habe endlich einmal Zeit, ausführlich die Sonntagszeitung zu lesen.

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