...
Schon an ihrer Stimme hörte ich, dass etwas nicht stimmte. Sie war aufgeregt. Die Stimme zitterte und drohte, sich jeden Moment zu überschlagen. Und richtig, nach der rituellen Begrüßungsfloskel rückte sie sofort damit heraus:
Warum bist du denn so früh gegangen? Wir haben uns ja alle gewundert. Es war doch so eine schöne Feier. Deine Schwester hat sich solche Mühe gegeben!
Jetzt war es also raus. Enttäuschung. Vorwürfe. Ich hatte alles falsch gemacht.
Aber Mutter, ich war doch da. Es war wirklich eine schöne Feier und ich habe mich gut unterhalten. Du weisst, ich war lange unterwegs und musst früh raus....
Aber nein, hier würden keine Argumente mehr helfen. Ich hörte sie schluchzen.
Wir sind um 5 Uhr morgens aufgestanden, um deiner Schwester die Kinder abzunehmen, und wir sind bis weit nach 10 Uhr abends geblieben. Es war so eine schöne Feier!
Ich war in einer Endlosschleife gefangen. Meine Gedanken wanderten zurück an jenen Sonntag, vor zwei Wochen, der Sie anscheinend immer noch beschäftigte. Ich war am Vorabend spät von einer einwöchigen Dienstreise aus dem Ausland zurückgekehrt, hatte am Sonntag in aller Frühe einer mehrstündige Zugfahrt auf mich genommen. War vor Ort ca. 8 Stunden geblieben, um mich dann auf den eben so langen Heimweg zu machen. Um am Montag früh rauszumüssen. Ich hatte in meinen Augen mein Soll erfüllt, war anwesend gewesen, Teil der Familie.
Mutter, ich habe mich wirklich lange mit meinem Patenkind beschäftigt, du weisst, beim Mittagessen und auf dem Spaziergang. Es war schließlich sein Tag. Später waren über 40 Leute zum Kaffeetrinken da, du hast doch auch gemerkt, dass ihn das eigentlich überfordert hat. Ich habe mich mit allen unterhalten und dann war es auch irgendwann gut.
Hier halfen keine Worte mehr. Ihr machte die Sache zu Schaffen. Jetzt sollte der schlimmste Vorwurf folgen.
Dein Bruder ist ja kurz nach dir gegangen. Der ist ja auch später gekommen. Das verstehe ich nicht, es war doch so eine schöne Feier und deine Schwester hat sich so eine Mühe gegeben.
Ich seufzte. Jetzt war es raus. Ich hatte mich nicht nur falsch verhalten, nein, ich hatte mich auch noch so verhalten wie mein Bruder. Der hatte falsch geheiratet und diese Frau war dabei. Und dann waren sie auch noch früher gegangen. Jetzt halfen keine Argumente mehr. Es ging nicht mehr um die Sache, es ging um tiefe Enttäuschungen. Die längst erwachsenen Kinder verhalten sich nicht so, wie die Mutter es gerne hätte. Und dieses Gefühl des verletzt werdens sitzt anscheinend tief. Wir gehen früher, wir tun nicht das, was sie für richtig hält - wir verlassen sie.
Obwohl wir sie schon längst verlassen haben.
Warum bist du denn so früh gegangen? Wir haben uns ja alle gewundert. Es war doch so eine schöne Feier. Deine Schwester hat sich solche Mühe gegeben!
Jetzt war es also raus. Enttäuschung. Vorwürfe. Ich hatte alles falsch gemacht.
Aber Mutter, ich war doch da. Es war wirklich eine schöne Feier und ich habe mich gut unterhalten. Du weisst, ich war lange unterwegs und musst früh raus....
Aber nein, hier würden keine Argumente mehr helfen. Ich hörte sie schluchzen.
Wir sind um 5 Uhr morgens aufgestanden, um deiner Schwester die Kinder abzunehmen, und wir sind bis weit nach 10 Uhr abends geblieben. Es war so eine schöne Feier!
Ich war in einer Endlosschleife gefangen. Meine Gedanken wanderten zurück an jenen Sonntag, vor zwei Wochen, der Sie anscheinend immer noch beschäftigte. Ich war am Vorabend spät von einer einwöchigen Dienstreise aus dem Ausland zurückgekehrt, hatte am Sonntag in aller Frühe einer mehrstündige Zugfahrt auf mich genommen. War vor Ort ca. 8 Stunden geblieben, um mich dann auf den eben so langen Heimweg zu machen. Um am Montag früh rauszumüssen. Ich hatte in meinen Augen mein Soll erfüllt, war anwesend gewesen, Teil der Familie.
Mutter, ich habe mich wirklich lange mit meinem Patenkind beschäftigt, du weisst, beim Mittagessen und auf dem Spaziergang. Es war schließlich sein Tag. Später waren über 40 Leute zum Kaffeetrinken da, du hast doch auch gemerkt, dass ihn das eigentlich überfordert hat. Ich habe mich mit allen unterhalten und dann war es auch irgendwann gut.
Hier halfen keine Worte mehr. Ihr machte die Sache zu Schaffen. Jetzt sollte der schlimmste Vorwurf folgen.
Dein Bruder ist ja kurz nach dir gegangen. Der ist ja auch später gekommen. Das verstehe ich nicht, es war doch so eine schöne Feier und deine Schwester hat sich so eine Mühe gegeben.
Ich seufzte. Jetzt war es raus. Ich hatte mich nicht nur falsch verhalten, nein, ich hatte mich auch noch so verhalten wie mein Bruder. Der hatte falsch geheiratet und diese Frau war dabei. Und dann waren sie auch noch früher gegangen. Jetzt halfen keine Argumente mehr. Es ging nicht mehr um die Sache, es ging um tiefe Enttäuschungen. Die längst erwachsenen Kinder verhalten sich nicht so, wie die Mutter es gerne hätte. Und dieses Gefühl des verletzt werdens sitzt anscheinend tief. Wir gehen früher, wir tun nicht das, was sie für richtig hält - wir verlassen sie.
Obwohl wir sie schon längst verlassen haben.
ginko - 13. Jun, 09:01
Es war doch so eine schöne Feier